Ich wollte eigentlich gerade mit einem anderen Beitrag anfangen. Allerdings fiel mir dann auf, dass ich, bevor ich etwas über das fructosefreie bzw. arme Backen erzähle, erst einmal etwas über meine persönlichen Erfahrungen mit der Fructoseintoleranz berichten sollte. Denn hätte ich das alles in einen Beitrag gepackt, wäre dieser wahrscheinlich völlig ausgeartet.
Mir ist es wichtig dir davon zu erzählen, wie es mir mit meiner Fructoseintoleranz erging. Wie es begonnen hat und auch glücklicherweise davon, wie es aufgehört hat. Denn ich weiß noch ganz genau, dass es bei mir damals, als ich angefangen habe, mich über Fructoseintoleranz zu informieren, genau solche Beiträge waren, die mir am meisten geholfen haben. Klar, waren auch wissenschaftliche Artikel wichtig, aus denen ich herausfischen konnte, welche Nahrungsmittel in Zukunft noch auf meiner Speisekarte zu finden sein können oder auch darüber, was da in meinem Körper nicht funktioniert. Aber vor allem die Gedanken anderer zu lesen und von den Erfahrungen anderer zu lernen, war besonders wichtig für mich. Dann fühlt man sich einfach nicht mehr so alleine. Denn man weiß, es gibt Andere mit den gleichen Problemen.
Also wie fing bei mir alles an?
Das erste Mal Probleme mit der Verdauung hatte ich am Ende der 5. Klasse. Damals haben meine Mama und ich vermutet, dass ich wahrscheinlich lactoseintolerant bin, was damals wesentlich bekannter war als die Fructoseintolernz. An sich waren wir damit ja schon Mal im richtigen Bereich angekommen – den Lebensmittelunverträglichkeiten. Ich ließ also einige Zeit Milchprodukte weg bzw. ersetzte sie durch laktosefreie und Sojaprodukte, was zu der Zeit noch erheblich schwieriger war als heute. Heute wächst der Markt für Minuslebensmittel ja stetig an.
Es hat lange gedauert bis wir festgestellt haben, dass es nicht besser wird. Ich bin ein Typ von Mensch, der sich ungerne aufhalten lässt und einfach immer weiter macht und als Kind, wo man noch weniger Lust hat sich mit so etwas wie einer Nahrungsmittelunverträglichkeit auseinanderzusetzen, war das bei mir noch mehr ausgeprägt. Deswegen dauerte es bis ans Ende der 7. Klasse, bis wir zum Arzt gingen und einen Laktose- und auch Fructosetest machen ließen.
Wie funktioniert ein solcher Test eigentlich?
Zu solch einem Test muss man erst einmal nüchtern erscheinen. Man sollte sich noch nicht einmal die Lippen eincremen, da das die Ergebnisse verfälschen könnte. Dann beginnt die ganze Prozedur mit einer Blutentnahme. Das Blut wird eingeschickt und auf die typischen Dinge untersucht, da kann ich keine genauere Auskünfte mehr geben, dafür ist es bei mir einfach schon viel zu lange her. Anschließend bekommt man den entsprechenden Zucker, auf dessen Unverträglichkeit man getestet wird, in Wasser aufgelöst zum Trinken. Und dann beginnt das Rumsitzen und warten. Denn man muss alle halbe Stunde in ein Gerät pusten, das bestimmte Gase im Atem misst. Je nach dem wie hoch die Werte ausschlagen ist man dann intolerant oder nicht.
Mein Laktosetest war negativ und mein Fructosetest uneindeutig. Tolle Ausbeute für zwei Vormittage Hintern platt sitzen. Anschließend, wie ich so bin, wollte ich erst einmal keinen solchen Test mehr machen und meine Mama und ich setzten mich auf fructosearme Ernährung, so gut wir es eben mit dem Internet hinbekamen.
Aber es wurde und wurde kaum besser. Also ging ich in der 9. Klasse wieder zum Arzt. Diesmal zu einem Spezialisten in diesem Gebiet. Der ließ mich wieder einen Fructosetest machen und unterzog mich einer Magenspiegelung. Diese Runde war der Test eindeutig: Ich war fructoseintolerant. Die Magenspiegelung lieferte noch einen Reizmagen hinterher.
Nach dem eindeutigen Ergebnis des Fructosetests sind meine Mama und ich zu einer Ernährungsberaterin gegangen, um genau zu wissen, wie meine Ernährung zukünftig auszusehen hat. Dort haben wir eine Tabelle bekommen, aus der ersichtlich war, welche Lebensmittel ich gut vertragen sollte, welche ich weniger gut vertrage, aber trotzdem in Maßen essen kann und welche ich gar nicht mehr essen sollte. Wir stellten meine Ernährung danach um. Ich glaube, dass es mir dann erst einmal besser ging. Aber es wurde nie richtig gut. Geschweige denn, dass es angefangen hat sich zu “verwachsen”. Viele haben immer gesagt, mit der Zeit würde es besser werden oder auch: “Das verwächst sich schon.” Hat es aber nie.
Irgendwann war es dann wieder soweit, dass meine Mama und ich uns mal wieder eingestehen mussten, dass es nicht besser wird und es mal wieder Zeit für den nächsten Gang zum Arzt war. Dort wurde ich dann zu einer Darmspiegelung verdonnert, bei der herauskam, dass meine Darmschleimhaut entzündet ist und ich bekam Weihrauchtabletten verschrieben und außerdem Hefekapseln, die meine Darmflora mal wieder in Schwung bringen sollten. Die Tabletten nahm ich eine lange Zeit und währenddessen hielt ich auch immer schön meine fruktosefreie Ernährung bei. Aber wirklich besser wurde es nach wie vor nicht.
Aber irgendwann kommt man an einen Punkt, an dem man es einfach ignoriert, dass die Verdauung nicht so funktioniert, wie sie sollte und man nimmt die Schmerzen auch nicht mehr so wahr. Zum Glück trat irgendwann mein Freund in mein Leben und half mir dabei, meinen Körper nicht mehr zu ignorieren. Das war zu Beginn erst einmal sehr schwer. Denn ich hatte ja schon alles Mögliche ausprobiert und im Endeffekt half nichts. Man hat das Gefühl als würde es niemals besser werden und trotzdem sucht man eine Lösung für etwas, das scheinbar unlösbar ist. Es hat nochmal ein Jahr gedauert, bis ich akzeptieren konnte, dass die Ursache für meine Probleme nicht in meinem Körper liegt, sondern alleine in meinem Geist. Es war gut, dass mein Freund in dieser Zeit an meiner Seite war, wie ein Fels in der Brandung und mich immer aufgefangen hat.
Warum hat es so lange gedauert bis ich das akzeptieren konnte und was bedeutet überhaupt “in meinem Geist”?
Meine Verdauungsprobleme liegen nicht darin begründet, dass ich bestimmte Lebensmittel nicht vertrage oder dass mein Verdauungstrakt gereizt ist. Denn diese Lebensmittelunverträglichkeit resultiert selbst aus der Tatsache, dass ich einfach mit mir sehr unzufrieden war und mir selbst manche Lebensmittel einfach nicht gegönnt habe. Deswegen habe ich dann manche Lebensmittel nicht vertragen, einfach nur weil mein Kopf gesagt hat: “Du verdienst diese Lebensmittel nicht.” Und daraus resultierend, dass mein Verdauungstrakt nicht richtig arbeiten durfte, sind dann auch die Reizungen entstanden. Dass ich diese Tatsache so lange nicht akzeptieren konnte, liegt daran, dass es für mich weniger greifbar war, als eine einfach Lebensmittelunverträglichkeit. Bei einer Fructoseintoleranz lässt man einfach bestimmte Dinge in der Ernährung weg und folgt einem festen Plan. Wenn man es allerdings auf den Geist zurückführt, ist alles sehr viel schwammiger. Man muss sich sehr genau mit sich auseinandersetzen und extrem genau auf seinen Körper hören, um herauszufinden, was man ändern muss.
Bis heute bin ich nicht vor Verdauungsproblemen gefeit. Sobald ich mich in einer Situation unwohl fühle, egal wie klein oder groß diese Situation ist, streikt mein Körper sofort und verlangt von mir, dass ich meine Situation neu überdenke und ggf. große Schritte einleite, um etwas zu ändern. Man sollte meinen das behindert mich extrem stark und ist außerdem eine äußerst große Belastung und das war es für mich auch einige Zeit, aber im Endeffekt ist es gut so. Denn so kann mein Leben nie in die falsche Richtung laufen. Mein Körper wird mir zum Beispiel immer signalisieren, wenn ich in einem Job bin, in dem es keine Zukunft für mich gibt, obwohl es mir augenscheinlich sogar sehr gut geht in der momentanen Situation.
Die Fructoseintoleranz war für mich ein langer und holpriger Weg, der am Ende zwar noch in die richtige Richtung gegangen ist, aber über viel zu viele Umwege und schwer anzusteigende Berge. Wenn ich nochmal am Anfang eines solchen Weges stehen würde, würde ich immer zuerst auf mich selbst vertrauen, anstatt auf fremde zu hören, die einem sagen, dass der Körper diese und jene Krankheit hat, die man nur mit Tabletten oder einer anderen Behandlung behandeln kann.
Du siehst also, dass manchmal hinter dem, was man mit dem bloßen Auge sieht, noch viel mehr steckt und man muss sich trauen und darf nicht vergessen, tiefer zu schauen. Falls du dich mit diesem Bericht nicht wirklich identifizieren kannst und der Meinung bist hinter deiner Fructoseintoleranz oder auch Lactoseintoleranz steckt nicht mehr als eine bloße Lebensmittelunverträglichkeit, ist es natürlich auch gut und es freut mich, dass du meinen Bericht trotzdem zu Ende gelesen hast. Dann kannst du aber natürlich trotzdem gerne in meine nächsten Beiträge schauen, wo ich zum Beispiel schildere, wie ich fructosearm backe. Falls ich dich allerdings mit meinem Bericht erreichen konnte, freut mich das natürlich umso mehr und ich bin gerne bereit dir aufgekommene Fragen zu beantworten. Schreib mir einfach eine Mail.
Am Ende dieses Berichtes möchte ich noch meiner Mami danken. Denn, wie du sicher bemerkt hast, war sie auf diesem langen Weg immer an meiner Seite und ist nach wie vor immer für mich da. Wenn man so jemanden an seiner Seite hat, wird ein solcher Weg zwar nicht weniger holprig, aber er wird erträglicher und man sieht irgendwie immer ein Licht am Ende des Tunnels, auch wenn da eigentlich gar keins zu sein scheint. Also: Danke Mami!