Meine Gesellenprüfung – Teil 1

Am Ende einer jeden Ausbildung muss jeder Lehrling eine Gesellenprüfung ablegen – seine Abschlussprüfung. Diese besteht sowohl aus einer theoretischen als auch einer praktischen Prüfung. Diese Prüfungen sehen natürlich von Handwerk zu Handwerk sehr anders aus. Sogar im selben Handwerk können sich diese Abschlussprüfungen von Bundesland zu Bundesland unterscheiden. Ich kann natürlich nur für das Konditorhandwerk sprechen.

In Hessen geht die praktische Gesellenprüfung im Konditorhandwerk 12 Stunden – 6 Stunden am 1. Tag und 6 Stunden am 2. Tag. In dieser Zeit muss ich 3 Sorten Pralinen herstellen (Insgesamt 60 Stk.), 3 Sorten Teegebäck (Insgesamt 60 Stk.), ein Gebäck oder einen Kuchen mit einem Teig und einen mit einer Masse und außerdem den wichtigsten Teil: Eine Formtorte – Mein Gesellenstück. Genau darum – um mein Gesellenstück – soll es in diesem Beitrag gehen, genauso wie um die Ideenfindung für meine praktische Gesellenprüfung.

Das Thema der diesjährigen Abschlussprüfungen lautet: Impressionen in Form und Farbe. Wir kennen dieses Thema bereits seit Juli 2019. Mein erster Schritt, mich mit diesem Thema auseinanderzusetzen, war Synonyme für Impressionen zu googeln. Google liefert dafür folgende Ergebnisse:

EindruckEmpfindungSinneseindruck(Sinnes-)Wahrnehmung

Auf Grund dieser Ergebnisse schwebte mir als erste Interpretation des gegebenen Themas eine Idee von “Lebensmitteln” durch den Kopf. Da Essen viele unserer Sinne anspricht und außerdem oft auch mit verschiedenen Empfindungen zusammenspielt. So jetzt ist als Thema “Lebensmittel” doch etwas langweilig, daher sponn sich mein Gedanke weiter und es wurde am Ende “Picknick” – Meine Gesellenprüfung wird also nach momentanen Stand unter dem Thema “Picknick” laufen. Wie ich finde passt dieses Thema sogar nicht nur genauso gut, sondern noch besser als einfach nur “Lebensmittel”, da ein Picknick ja oft mit Freunden und Familie statt findet – also in Gesellschaft – und außerdem in der Natur, was unsere Sinne, Empfindungen und Eindrücke nur noch mehr befeuert. Um nun nochmal die Kurve zum ursprünglichen Prüfungsthema zu kratzen: Man hat bei einem Picknick in der Natur auch viele strahlende Farben von Blumen und Pflanzen bis hin zu den verschiedenen Gerichten, die man mitbringt. Außerdem bieten natürlich schon die Lebensmittel verschiedenste Formen, sowie das auch die Natur es tut.

Auf Grund dieses Themas meiner Gesellenprüfung soll mein Gesellenstück ein Picknickkorb werden. Diese Formtorte muss als Vorgabe die Flächengröße von zwei 26er Torten haben. Daher habe ich mich für meinen Picknickkorb von einer Größe von 27 x 40 cm entschieden. Die Höhe soll ca. einer normalen Tortehöhe entsprechen. Auf Grund dessen denke ich momentan ca. an eine Höhe von 10 cm für meine Torte.

Ich habe aktuell auch schon eine erste Idee für das Innere der Torte und zwar: Einen normalen hellen Biskuit mit einer Sekttränke und als Füllung eine deutsche Erdbeerbuttercreme und eine französische Nougatbuttercreme. Die Nougatbuttercreme möchte ich auch für Außen zum Aufdressieren des Korbmusters verwenden. Ausdekoriert werden, soll die Torte wahrscheinlich mit Marzipandekoration – darunter auch der Korbgriff – und mit frischen Früchten; ungefähr so, wie auf folgendem Bild:

So in diesem Beitrag ging es nun um den wichtigsten Teil meiner Prüfung: Die Formtorte. Im Nächsten Beitrag “Meine Gesellenprüfung – Teil 2” soll es dann, vermutlich um den Rest meiner praktischen Prüfung gehen.

Seit ich diesen Beitrag am 02. Februar veröffentlicht und geschrieben habe, ist nun einige Zeit ins Land gegangen und meine Prüfung rückt näher und näher. Daher wird mein Beitrag “Meine Gesellenprüfung – Teil 2” wohl doch von dem endgültigen Plan meines Gesellenstücks handeln.

Meine 1. Hochzeitstorte

Samsatg, den 16.06.2018:

Ich habe vor kurzem die Möglichkeit eröffnet bekommen, für die Schwester einer Freundin die Hochzeitstorte zu machen. Sie heiratet im November diesen Jahres. Es ist aber nicht von vorneherein sicher, ob ich die Hochzeitstortenbäckerin sein werde, da ich momentan ja noch vor meiner Ausbildung zur Konditorin stehe und somit leider noch nicht so viel Erfahrung mitbringe. Ich bin wahnsinnig glücklich darüber, dass mir die Möglichkeit überhaupt geboten wurde und hoffe momentan noch, dass es auch klappt. Um dem Brautpaar die Entscheidung leichter zu machen, habe ich gestern eine Mustertorte gebacken. Das ist für mich der erste Schritt auf dem Weg zu meiner ersten Hochzeitstorte und diesen möchte ich dir jetzt als erstes aufzeigen.

Die Mustertorte: 5 Monate vor der Hochzeitstorte

Als Mustertorte habe ich eine Himbeersahnetorte mit einem hellen Biskuitboden gemacht, die einen Durchmesser von 16 cm hat. Dadurch fällt die Mustertorte natürlich nur ca. halb so groß aus, wie eine „gewöhnliche“ Torte zu einem „normalen“ Anlass, wie z.B. einem Geburtstag.Das liegt ganz einfach daran, dass die Torte nicht für eine Geburtstagsgesellschaft von einer ganzen Gruppe an Menschen gedacht ist, sondern nur für 2 und zwar das Brautpaar – auch wenn wahrscheinlich auch der ein oder andere Freund oder das ein oder andere Familienmitglied mal probieren wird.Trotzdem reicht bei einem solchen Anlass meiner Meinung nach völlig eine Torte mit einem Durschmesser von 16 cm.

Natürlich hat die Braut mir über ihre Schwester ihre ungefähre Vorstellung zu ihrer Torte mitgeteilt, nach der ich mir dann das Aussehen der Mustertorte überlegt habe. Meine erste Idee bildet sich hier in den modellhaften Bildern ab.

Und das tatsächliche Ergebnis der Mustertorte sieht dann so aus:

Fazit nach der Mustertorte

Nachdem die Torte abgeholt wurde,  heißt es für mich abwarten, wie das Törtchen ankommt und ob ich die Hochzeitstorte machen darf. Ich möchte aber trotzdem jetzt schonmal mein persönliches Fazit ziehen. Vermutlich würde ich nach dieser ersten Erfahrung die Hochzeitstorte anstatt mit Sahne mit einer dünnen Schicht heller Ganache einstreichen. Außerdem überlege ich die Schicht dunkle Ganache darunter wegzulassen und statt dessen einfach das Törtchen an sich durchblitzen zu lassen. Zusätzlich würde ich wahrscheinlich die Kuvertüre, die ich über das Törtchen gegossen habe, durch leichter zu verarbeitende dunkle Ganache ersetzen, da man diese weiter runterkühlen kann, ohne dass sie schon fest wird.

Außerdem sollte ich mir wahrcheinlich bei einem nächsten Mal früher Gedanken zu einer Transportbox machen. Denn meine Lösung von diesem Mal war schon sehr improvisiert und auf jeden Fall nicht ideal.

Montag, den 18.06.2018: Zwischenstand

Heute hat sich meine Freundin bei mir gemeldet und mir eröffnet, dass mein Törtchen gut ankam und ihre Schwester mir zutraut, ihre Hochzeitstorte zu machen. Ihre Schwester hat auch schon ein paar Ideen zu ihrer Hochzeitstorte geäußert, als sie mein Mustertörtchen bei sich hatte.

Es soll vorraussichtlich eine zweistöckige Torte werden, deren 1. Stock einen Durchmesser von 28 cm hat und der 2. einen Durchmesser von 16 cm – so wie die Mustertorte. Die Torte ist für ca. 20 Personen gedacht, sodass das dann von der Größe her sehr gut passt. Bezüglich der Füllung soll es aktuell eine Schokoladenfüllung und eine Himbeersahnefüllung wie bei der kleinen Mustertorte geben. Bei der Schokoladenfüllung dachte ich spontan an eine Schokosahne im 1. Stock. Somit wäre die Himbeersahne wieder in der kleinen Torte. Auch zu der Deko wurden schon Wünsche geäußert: Zum einen wäre das, dass keine Blaubeeren Verwendung finden sollten und zum anderen werden sich auch Rosen auf der Torte vorgestellt. An Rosen auf der entgültigen Hochzeitstorte hatte ich tatsächlich auch schon gedacht, wollte diesen Aufwand aber nicht für die Mustertorte betreiben. Ich stelle mir die Hochzeitstorte momentan ungefähr so vor:

Ich bin schon wahnsinnig gespannt, wie das Projekt weiterverläuft und auch wahnsinnig glücklich, dass es überhaupt weiter geht.

Montag, den 12.11.2018 bis Donnerstag, den 15.11.2018: Die Hochzeitstorte

Und schon ist die Woche gekommen, in der ich die Hochzeitstorte mache, ich bin schon ganz aufgeregt, ob auch bitte alles klappt und gut geht und auch schon ganz nervös, dass sie am Ende auch gefällt. Ich bin wie folgt vorgegangen:

Am 1. Tag: Heute habe ich die Biskuitböden gebacken. Für den 1. Stock einen dunklen Boden mit einem Durchmesser von 28 cm und für oben einen hellen Boden mit einem Durchmesser von 16 cm.

Am 2. Tag: Heute habe ich die beiden Torte eingesetzt – die kleine Himbeersahnetorte  und die größere Schokosahnetorte. Dazu gehört auch das Herstellen der Mürbeteigböden, die die Torten stabilisieren sollen.

Am 3. Tag: Heute habe ich die Torten mit einer hellen Ganache – also mit weißer Kuvertüre – eingestrichen und anschließend habe ich noch eine dunkle Ganache mit Zartbitterkuvertüre hergestellt, mit dieser wurden die Torten vorsichtig übergossen.

Am 4. Tag: Am letzten Tag, dem Donnerstag wird die Torte fertiggestellt und abgeholt. Für das Fertigstellen wird die untere Torte mit 3 Stäben stabilisiert. Diese werden senkrecht in die Torte gesteckt, sodass die obere Torte hauptsächlich auf diesen steht und nicht auf der unteren Torte. Zwischen die Torten kommt außerdem noch ein Pappkreis mit einem Durchmesser von ca. 14 cm, der in Alufolie eingeschlagen wurde. Die Torten werden außerdem mit geschmolzener Kuvertüre zusammen geklebt.

Nun wird die Torte nur noch nach Belieben dekoriert. Ich habe dafür Himbeeren, Brombeeren und Blumen gebraucht. Sie sah dann fertig, wie folgt, aus:

Die Torte kam gut an. Ich durfte die Reaktion der Braut direkt miterleben, als sie sie das erste Mal sah. Es hat mich wirklich sehr beruhigt, dass sie ihr so gut gefallen hat. Und auch geschmacklich kam sie wohl sehr gut an. Ich bin wahnsinnig froh, dass alles soweit gut geklappt hat und das alle glücklich und zufrieden mit der Torte waren. Ich bin auch sehr stolz auf sie. Damit ist das Projekt erste Hochzeitstorte abgeschlossen.

Fazit nach Beginn meiner Konditorausbildung:

Heute, nachdem ich einiges im Konditorhandwerk dazu lernen konnte, würde ich bei der Hochzeitstorte das ein oder andere anders machen. Zum einen hätte ich die Torten nicht mit heller Ganache eingestrichen, sondern ganz dünn mit Sahne, sodass man die Schoko- und Himbeersahne noch durch schimmern gesehen hätte. Außerdem hätte ich die dunkle Ganache mit einem kleinen selbstgedrehten Spritzbeutel aufgespritzt, sodass sie filigraner an der Torte herunter gelaufen wäre. Und zu guter letzt hätte ich die beiden Torten höher Eingesetzt, sodass die Hochzeitstorte am Ende etwas mehr hergemacht hätte. Trotz allem bin ich sehr stolz auf meine erste Hochzeitstorte und es ist außerdem schön zu sehen, dass ich dazu gelernt habe.

In der folgenden Datei findest du mein Rezept für die Mustertorte und Hochzeitstorte. Vielleicht nicht völlig frei von dem ein oder anderen fachlichen Mängel, aber original so, wie ich die Torte kur nach Beginn meiner Ausbildung hergestellt habe.