Warum braucht man Sauerteig im Roggenbrot?

Viele Menschen kaufen gerne Brot mit Roggenmehlanteil beim Bäcker ihres Vertrauens.
Ein Brot mit Roggenmehl selber backen trauen sich jedoch viele nicht zu – häufig, weil der Aufwand größer ist als bei Broten mit reinem Weizen- oder Dinkelmehl. Außerdem liest man immer wieder, dass man dazu Sauerteig braucht.

Aber warum ist das eigentlich so?
Warum benötigt man Sauerteig für Brote mit Roggenmehl?
Diese Frage möchte ich in diesem Beitrag beantworten.

Wenn du erfahren möchtest, wie man einen Roggensauerteig ansetzt und pflegt, dann schau gerne in meinen Beitrag Bauernbrot backen vorbei.

Wie Weizenteig gelockert wird

Um zu verstehen, warum Roggenteige anders funktionieren, lohnt sich zunächst ein Blick auf den Weizenteig.

Weizenmehl enthält Eiweißstoffe, die in Verbindung mit Wasser und Knetenergie den sogenannten Kleber bilden. Dieser ist dehnbar und elastisch – und genau dafür verantwortlich, dass Weizenteige Gärgase gut halten können.

Beim Backen mit Hefe vergärt diese den Zucker aus der Stärke des Mehls. Dabei entstehen Kohlenstoffdioxid und Alkohol. Das CO₂ wird vom Klebergerüst im Teig eingeschlossen und lockert ihn auf – so entsteht das typische, lockere Brotinnere. Der Alkohol verdampft beim Backen und trägt gleichzeitig zum Geschmack bei.

Warum Roggenmehl Sauerteig braucht

Roggenteige enthalten keinen Kleber, also kein stabiles Eiweißnetzwerk wie Weizenteige.
Die Gärgase, die beim Backen entstehen, werden hier nicht vom Kleber, sondern von verkleisterter Stärke gehalten.

Das Problem: Roggenmehl enthält viele stärkeabbauende Enzyme.
Diese bauen während des Backens so viel Stärke ab, dass die Gärgase nicht mehr ausreichend festgehalten werden – das Brot würde kompakt und schwer werden.

Hier kommt der Sauerteig ins Spiel:
Die natürliche Säure im Sauerteig hemmt diese Enzyme und macht Roggenmehl erst backfähig. Ohne Sauerteig würde ein Roggenbrot also nicht gelingen.

Hefe vs. Sauerteig: Unterschied in der Gehzeit

Ein Teig mit Sauerteig braucht mehr Zeit als einer mit Hefe.
Während ein klassischer Hefeteig meist in 45–60 Minuten aufgeht, benötigen Brote mit hohem Roggenmehlanteil oft deutlich über eine Stunde, manchmal mehrere Stunden, bis sie bereit zum Backen sind.

Ein Beispiel für ein Brot mit hohem Roggenanteil ist mein Bauernbrot.

Im Gegensatz dazu stelle ich dir hier ein Brot vor, das weniger Roggenmehl enthält und deshalb kürzer gehen muss – das klassische Doppelback.


Rezept: Doppelback – Brot mit Roggen- und Weizenmehl

Zutaten für den Sauerteig:

  • 130 g Roggenmehl “1150”
  • 13 g Roggenanstellgut
  • 130 ml Wasser)

Zutaten für den Hauptteig:

  • 110 g Roggenmehl “1150”
  • 465 g Weizenmehl “1050”
  • 13 g Salz
  • 10 g frische Hefe
  • 8 g Roggenmalz
  • 325 ml Wasser

Zubereitung:

1. Sauerteig vorbereiten (am Vortag):
Roggenmehl, Anstellgut und Wasser verrühren.
Den Teig abgedeckt 16–18 Stunden an einem warmen Ort reifen lassen.

2. Hauptteig herstellen (am Backtag):
Alle Zutaten mit dem Sauerteig vermengen und etwa 8–10 Minuten kneten, bis ein geschmeidiger Teig entsteht.
Dabei bildet das Weizenmehl den nötigen Kleber für Struktur und Volumen.

Den Teig abgedeckt 30 Minuten ruhen lassen, anschließend kurz durchkneten, in Form bringen und nochmals 30 Minuten unter einem feuchten Tuch gehen lassen.

3. Backen:
Den Ofen auf 250 °C Ober-/Unterhitze vorheizen.
Das Brot 15 Minuten anbacken, dann die Temperatur auf 185 °C reduzieren und das Brot weitere 60 Minuten backen.

Das Brot ist fertig, wenn es beim Klopfen auf die Unterseite hohl klingt.
Gut auskühlen lassen – dann genießen!


Fazit: Ohne Sauerteig kein Roggenbrot

Ich hoffe, dieser Beitrag konnte die Frage beantworten, warum Sauerteig für Roggenteige unverzichtbar ist.
Er sorgt nicht nur für die typische, aromatische Note, sondern macht das Brot überhaupt erst backfähig und bekömmlich.

Vielleicht hast du ja Lust bekommen, selbst ein Brot mit Roggenmehl und Sauerteig zu backen – mit etwas Geduld und Übung klappt das wunderbar!
Wenn du noch Fragen hast, schreibe mir gerne.
Viel Spaß beim Brotbacken mit Sauerteig!

Bauernbrot backen

In letzter Zeit haben sich immer öfter Freunde und Familie dafür interessiert, dass bei meinem Freund und mir Zuhause häufig Brot selbst gebacken wird. Daher möchte ich mit diesem Beitrag das Bauernbrot vorstellen, das bei uns Zuhause öfter gebacken wird.

Das Bauernbrot ist ein Mischbrot. Es besteht also sowohl aus Weizen- als auch aus Roggenmehl. Bei Brot aus Roggenmehl ist zu beachten, dass man Roggenmehl nicht mit Hefe lockern kann. Daher enthalten Brote mit Roggenmehl Roggensauerteig, da dieser eben Roggenmehl lockern kann. Warum das so ist, kannst du in meinem Beitrag Warum braucht man Sauerteig im Roggenbrot? nachlesen. Man muss bei Sauerteig allerdings das ein oder andere beachten:

Roggensauerteig

Man kann Roggensauerteig einfach im Supermarkt kaufen, plant man allerdings öfter Brot mit Roggenmehl zu backen, ist es sinnvoll selbst einen Roggensauerteig anzusetzen. Das dauert zwar vier Tage, ist aber sonst sehr einfach. Es funktioniert, wie folgt:


Rezept: Roggensauerteig

Zutaten:

  • 15 g frische Hefe
  • 175 g Roggenmehl “1150”

Zubereitung:

Am ersten Tag vermengt man die Hefe, 75 g Roggenmehl und 100 ml handwarmes Wasser zu einem dünnflüssigen Brei. Das Ganze wird dann abgedeckt an einem warmen Ort etwa 24 Stunden stehen gelassen.

Am zweiten Tag 50 g Roggenmehl und 3 EL handwarmes Wasser in den Sauerteigansatz einrühren und erneut etwa 24 Stunden abgedeckt stehen lassen. Am dritten Tag wieder 50 g Roggenmehl und 3 – 4 EL handwarmen Wasser einrühren. Abgedeckt bis zum nächsten Tag stehen lassen.

Der Teig sollte nun angenehm säuerlich riechen und an der Oberfläche keine Bläschen mehr bilden. Der Teig ist jetzt backfertig. Aber nicht vergessen, dass man eine kleine Menge des Teiges in ein Einmachglas oder etwas ähnliches füllen sollte, um einen Ansatz für das nächste Brot zu haben. Den Ansatz bewahrt man im Kühlschrank auf.


Nun möchte ich noch eine Frage zum Sauerteig klären, die wichtig für den Geschmack des Brotes aus dem Sauerteig ist: Warum sollte man den Sauerteig mit handwarmen Wasser füttern und an einen warmen Ort stellen?

Würde man kälteres Wasser verwenden und den Sauerteig anschließend z.B. in den Kühlschrank stellen, würde der Sauerteig mehr Essigsäure bilden. Das führt dazu, dass das Brot später einen sehr säuerlichen Geschmack bekommt. Verwendet man hingegen warmes Wasser und stellt ihn an einen warmen Ort, bildet der Sauerteig mehr Milchsäuren und das Brot bekommt einen milderen Geschmack. Trotzdem sollte man den Sauerteigansatz in Kühlschrank aufbewahren, da er sich so besser hält.

Kennt man jemanden, der auch öfter Brot mit Sauerteig backt, kann man sich womöglich auch etwas Sauerteigansatz geben lassen und sich die eigene Herstellung so sparen. Kommen wir nun zum Bauernbrot.

Bauernbrot

Das Bauernbrotrezept enthält eine recht große Menge Roggensauerteig. Er wird daher über drei Tage gefüttert und man kann dann am vierten Tag das Bauernbrot backen. Das läuft wie folgt ab:

Am ersten Tag werden ca. 10 g Sauerteigansatz mit 60 g Roggenmehl und 60 g handwarmen Wasser vermengt und der Teig wird anschließend ca. 24 Stunden an einem warmen Ort abgedeckt stehen gelassen. Am zweiten und dritten Tag werden jeweils 60 g Roggenmehl und 60 g handwarmes Wasser untergemengt und das Ganze wird wieder je für ca. 24 Stunden abgedeckt an einem warmen Ort stehen gelassen. Am vierten Tag wird eine kleine Menge für den nächsten Ansatz abgenommen. Diese kleine Menge wird im Kühlschrank aufbewahrt und der Rest wird für das Brot verwendet. Hier das Rezept:


Rezept: Bauernbrot

Zutaten:

  • 350 Roggenmehl “1150”
  • 100 g Roggenvollkornmehl
  • 100 g Weizenmehl “1050”
  • ca. 300 g Roggensauerteig
  • 10 g frische Hefe oder 1/2 Pck. Trockenhefe
  • 2 TL Salz
  • 1 TL Brotgewürz
  • 350 ml Milch

Zubereitung:

Die Mehle werden in eine Schüssel gewogen, es wird der Sauerteig, die Hefe, das Salz und das Brotgewürz dazugegeben. Dabei sollte man darauf achten, dass die Hefe und das Salz sich nicht berühren, da das Salz sonst die Hefe zerstört. Die Milch wird ca. bis auf Körperwärme erwärmt und hinzugegeben.

Nun wird alles verknetet. Das kann entweder eine Küchenmaschine erledigen. Dabei sollte man zuerst langsam beginnen, bis ein Teig entstanden ist und dann den Teig etwas schneller ca. 8 Minuten kneten lassen. Man kann den Teig auch ca. 10 Minuten mit der Hand kneten. Am einfachsten gelingt das, wenn man die Zutaten zuerst in der Schüssel vermengt und dann am besten auf einem Holzbrett gut durchknetet, indem man den Teig immer wieder faltet.

Zum Schluss formt man den Teig zu einem Brotlaib und legt ihn auf ein Blech mit Backpapier. Der Laib ist mit einem feuchten Tuch abzudecken und anschließend geht er bis er ca. das doppelte seines Volumens erreicht hat. Bei uns dauert das immer 1,5 bis 2 Stunden.

Ist der Laib genug gegangen kommt er bei 220 Grad Ober-/ Unterhitze in den vorgeheizten Backofen für ca. 45 Minuten. Fertig gebacken ist das Brot, sobald es hohl klingt, wenn man auf den Boden klopft.


Wir haben dieses Brot in letzter Zeit auch manchmal im Dutch Oven gebacken. Das führt dazu, dass wir eine schönere Kruste bekommen als beim Backen im Backofen. Außerdem ist es eine nette Sache, ein Brot zu backen, während man nebenbei Stockbrot macht und Würstchen an einem Stock über einem Feuer grillt.

Dabei ist zu beachten, dass man das Brot gut mehlt, bevor man es in den vorgewärmten Dutch Oven legt. Außerdem sollte man keine Glut unter den Dutch Oven machen, sondern nur darum verteilen und auf den Deckel legen. Sonst verbrennt das Brot ganz sicher von unten. Wir backen unser Brot auch ca. 45 Minuten in Dutch Oven. Allerdings lassen wir es anschließend eine kurze Zeit im Dutch Oven abkühlen, da es sich dann besser löst, da es mehr Stabilität hat.

Ich hoffe, mein Beitrag motiviert dich dazu einmal dein eigenes Bauernbrot zu backen und ich wünsche dabei ganz viel Erfolg! Sollten dabei noch Fragen aufkommen, melde dich gerne bei mir.

Das perfekte Wasser-Mehl-Verhältnis

Das Wasser-Mehl-Verhältnis ist interessant zu kennen, wenn man Zuhause selber Brot backen möchte. Ist es dir dabei schon einmal passiert, dass dein Brotteig überhaupt nicht formbar war,  weil er egal wie viel Mehl du verwendet hast, er trotzdem immer wieder an den Fingern geklebt hat? – War das der Fall, war dein Wasser-Mehl-Verhältnis nicht ideal, du hattest zu viel Wasser in deinem Teig oder du hast den Teig vielleicht nicht lange genug geknetet.

Das perfekte Wasser-Mehl-Verhältnis ist dann gegeben, wenn nach längerem Kneten von Wasser und Mehl der Teig nicht mehr an den Händen klebt. Dabei muss man allerdings schon mindestens 5 Minuten kneten, bis der Teig aufhört an den Fingern zu kleben. Das liegt daran, da der Kleber im Mehl eine gewisse Zeit braucht, bis es ein Gerüst im Teig bildet.

Das Perfekte Verhältnis von Wasser und Mehl, bei dem das gegeben ist, ist 100 g Mehl zu 60 g Wasser. Dieses Verhältnis ist allerdings nicht universell auf alle Mehltypen anwendbar – sondern nur bei Weizenmehl Type 405 und 550 und Dinkelmehl 630. Bei Weizen- und Dinkelmehlen mit höheren Typenzahlen muss der Wassergehalt erhöht werden, da in diesen Mehlen neben dem Kleber mehr andere Nährstoffe enthalten sind, wie z.B. Mineralstoffe. Das gleiche gilt auch für die entsprechenden Vollkornmehle.

Bei Roggenmehl gibt es außerdem noch eine Besonderheit und zwar setzten sich hier zwischen die Kleberstoffe Schleimstoffe, die die Bildung einer Gitterstruktur verhindern. Daher lässt sich aus diesem Mehl alleine kein solch elastischer Teig herstellen, wie bei Weizen- und Dinkelmehlen, selbst wenn man das perfekte Wasser-Mehl-Verhältnis benutzen sollte.

 

Ich finde dieses neu Gelernte sehr interessant, da es sehr dabei hilft selbst Brot- oder Brötchenteige herzustellen – frei von irgendeinem Rezept. Außerdem bekommt man hiermit eine Erklärung, warum in vielen Rezepten dieser nervige Satz „Der Teig sollte jetzt mindestens 5 Minuten geknetet werden.“ steht ?.